Der Atemweg: Mundatmung oder Nasenatmung?
Oft berichten Patienten, man habe Ihnen gesagt, sie würden falsch atmen und deshalb sollten sie doch mal zur Logopädin gehen. Ich sage dann immer nur: so falsch kann es nicht sein, denn sie atmen ein und atmen aus, oder? Atmen ist ein unwillkürlicher Vorgang und das unwillkürliche Nervensystem führt den Vorgang am besten aus! Willkürlich können wir das System unterstützen, indem wir Spannungen lösen und „den Weg“ freimachen.
Beginnen wir mit dem Ein- und Ausgang der Luft: Mund oder Nase - das ist hier die Frage!
„Natürlich durch die Nase“ sagen viele. Warum?
Die durch die Nase einströmende Luft wird in 3 Nasengängen von Staub befreit und erwärmt. Das ist ein enger und schwieriger Weg, doch der lohnt sich. Die Nasenatmung geht bis tief in die Lungenspitzen und führt zu einer höheren Sauerstoffsättigung im Blut (15% mehr!). Zwischen Nasenatmung und Zwerchfellaktivität besteht ein unmittelbarer Zusammenhang. Durch eine bestmögliche Zwerchfellbewegung werden die Organe im Bauchraum bewegt und massiert und damit besser durchblutet. Das parasympathische Nervensystem wird angeregt.
Allerdings ist in vielen Fällen die große Atemkraft, die die Nase bietet, nahezu unbeschäftigt. Verengte Nasenräume, Polypen, Enge im Rachenraum führen dazu, daß die Nasenatmung vernachlässigt wird und es zu einer Stress-Mundatmung kommt.
Die Nasenatmung wieder zu aktivieren, auch bei sportlichen Aktivitäten können wir unterstützen. Dazu gehört eine physiologische Zungenruhelage, Stärkung der Lippenmuskulatur für den Mundschluss, Pflege der Nase durch Nasendusche und sodann gezielte Übungen zur Nasenatmung. Wie gesagt: der Weg lohnt sich!
Beim Sprechen ist das etwas anders. Wir atmen durch den Mund! Keine Zeit für lange Wege, schnelles Reagieren auf Impulse ist erforderlich. Dies macht den direkten und weiten Eingang der Luft durch den Mund erforderlich. Am Ende einer Sprechphase wird die Artikulationsspannung komplett und schnell gelöst und durch den geöffneten Mund ergänzen wir die entwichene Luft. Das aktive Ziehen von Luft oder gar Schnappen nach Luft, um schnell weitersprechen zu können ist hierbei nicht gemeint, denn so bauen wir Druck im Kehlkopf auf und das Sprechen wird schnell anstrengend.
Der Moment der Einatmung ist eine Minipause, denn das Einströmen der Luft ist geräuschlos und passiv. Es geschieht unwillkürlich. Reflexartig erfolgt das Lösen der Atemräume und die Luft, die wir zum Sprechen benötigen, wird ergänzt. Wir soll das gehen? Wir begleiten Sie bei dieser Reise zu sich selbst, beim Erforschen von Klang- und Atemräumen, beim Wahrnehmen von Loslassen. Kurz: wir machen den Weg frei …